04.05.2005
Zum 90. Geburtstag der Kleingärtner gab’s einen Birnbaum
Eschersheim. Im Frankfurter Kleingartenzentrum steht seit gestern ein junger Birnbaum.
«Wir wünschen allen Kleingärtnern große Früchte», sagt Markus Frank, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion im Römer, nachdem er das Bäumchen persönlich eingepflanzt hatte. Frank gratulierte damit der Stadtgruppe Frankfurt der Kleingärtner zum 90-jährigen Bestehen.
Die Stadtgruppe verbindet 114 Gartenvereine mit insgesamt über 16 000 Mitgliedern – darunter immer mehr junge Familien mit Kindern. «Das Durchschnittsalter unserer Mitglieder ist innerhalb der vergangenen Jahre von 65 auf 55 gesunken», sagt der Vorsitzende der Stadtgruppe, Gerwald Scholle. Auch in anderen Großstädten wie Hamburg oder Berlin habe es in den letzten Jahren «einen Run» von jungen Familien auf Kleingärten gegeben. Scholle freut sich über den jungen Zuwachs, da so die Naturverbundenheit von Kindern gefördert werde. «Ohne uns Kleingärtner würden unsere Jugendlichen die Spezies Singvögel nur noch im Internet finden, aber sicher nicht mehr hier im Stadtgebiet.»
Der potenzielle Gärtnernachwuchs komme aber vor allem wegen der offen zugänglichen Spielplätze in den Gartenanlagen. «Die Kinder stammen aus den verschiedensten Ländern und spielen ohne Scheu miteinander», sagt Scholle, zufrieden darüber, dass es in Frankfurts Kleingärten kein Problem mit der Integration gibt. Die vielen verschiedenen Nationalitäten der Gärtner führe zudem zu einer bemerkenswerten Pflanzenvielfalt. «Viele sind Italiener, da glaubt man manchmal, in Italien zu sein.» Auch Franke betont die unterschiedliche Herkunft – nicht nur in Bezug auf die Nationalität. «Vom Unternehmer bis zum kleinen Mann» seien alle sozialen Schichten vertreten. «Den Klischee-Kleingärtner, der Bier trinkt, Skat spielt und Gartenzwerge sammelt, gibt es fast gar nicht mehr», sagt Gerwald Scholle.
Darum wolle man sich künftig darum bemühen, sich «nach außen anders darzustellen». Auch das Kleingartenzentrum in Eschersheim, das die Stadtgruppe gemeinsam mit dem Landesverband betreibt, wurde nach einem modernen Konzept umgestaltet. Bis 2003 war die Anlage als so genannter Lehrgarten genutzt worden, Ende der 90er habe man sich aber bereits Gedanken über eine Erneuerung gemacht. Landschaftsarchitektin Ulrike Koch gestaltete schließlich ein Kleingartenzentrum, wo sich auf etwa 1000 Quadratmetern unter anderem Kräuter-und Blumenbeete, eine Streuobstwiese, Bienen-Nistplätze sowie ein Steingarten zu einer abwechslungsreichen Landschaft zusammenfügen.
Umweltschutz ist ein wichtiges Thema: «Bei uns wird nicht gespritzt», versichert Scholle. Alle zwei Wochen kommen Schulklassen und Kindergartengruppen, um zu lernen, wie Igel gefüttert und Hochbeete angelegt werden. Unter der Woche steht der Garten bis 17 Uhr allen Interessierten offen.
Jedes Jahren lassen sich etwa 40 Kleingärtner im Gartenzentrum zu Fachberatern ausbilden. Sie pauken Baumschnitt, Kompostierung und Blumenpflege, um nach der mehrmonatigen Ausbildung die Gärtnerkollegen in ihrem jeweiligen Verein fachkundig beraten zu können.
Am 28. Mai wird zum Tag der offenen Tür im Kleingartenzentrum eingeladen: Hobby-Gärtner können sich bei den Experten Tipps zur umweltschonenden Gartenpflege holen. (fnl)

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